Strickende sind im positiven Sinn sehr neugierige Menschen. Wenn sie eine Verarbeitungsmethode beherrschen, suchen sie sofort wieder nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten und wollen inspirierende Muster finden. Wir feuern diese Wissbegier gerne an und stellen vor, wie man Fischgrätmuster stricken und wozu man es gebrauchen kann.
Inhaltsverzeichnis
Fischgrätmuster-Stricken in Kürze
- Einfach: Nur rechte, verschränkte und linke Maschen zusammenstricken
- Easy: Muster geht nur über zwei Reihen bzw. Runden
- Locker machen: Die Anleitung werden alle lieben, die locker handarbeiten
- Mega: Gestricktes in diesem Muster wird dick und kompakt
- Mollig: Besonders für winterliche Accessoires geeignet
- Think Big: Größere Nadelstärke verwenden
- Generalprobe: Wie bei jeder guten Show, besser eine (Maschen-) Probe hinlegen
Anleitungen
Alle haben bestimmte Vorlieben aber im Allgemeinen stricken die meisten lieber rechte statt linke Maschen, darum wird nach der Anleitung in Reihen, auch noch gezeigt, wie man Fischgrätmuster in Runden stricken kann.
Doch zuvor ein paar Praxistipps zum Fischgrätmuster-Stricken:
- Grundtechniken: rechte und linke Maschen; jeweils zwei rechte, zwei rechts verschränkte und zwei linke Maschen zusammenstricken. Das ist alles. Man braucht keine komplizierten Anleitungen lesen, sondern hat nach zwei oder allerspätestens nach vier Reihen das Fischgrät-stricken im Blut.
- Materialbedarf: Am besten nimmt man sowohl zum Fischgrätmuster-in-Runden-stricken als auch in Reihen eine Rundnadel. Bei der Variante in Runden braucht man zusätzlich einen Maschenmarkierer, der sich öffnen lässt. Und natürlich das Garn, ungefähr 20-30% mehr als für andere Projekte der gleichen Art (siehe unter Garnverbrauch).
- Größere Nadelstärken verwenden als auf der Garnbanderole angegeben: Mindestens 2 mm, noch besser sind jedoch 2,5 oder sogar 3 mm größer.
- Die Maschenzahl ist beliebig und es ist egal, ob man eine gerade oder ungerade Anzahl nimmt; das Muster funktioniert mit beidem.
- Locker Stricken. Diese Anleitung werden alle lieben, die eher locker handarbeiten, denn ansonsten kommt man einfach nicht mehr in die Maschen rein.
- Durchhalten und nicht gleich Aufgeben. Die erste Reihe ist immer etwas knifflig, da es nach der Aufnahme meist etwas enger ist. Ab der zweiten Reihe geht es leichter (wenn man den vorherigen Tipp beachtet).
- Maschenprobe anfertigen, ist sehr empfehlenswert, auch weil man oft nicht das gleiche Garn hat, das in Anleitungen angegeben ist und alle haben ein anderes Händchen.
Abkürzungen
M | Masche/n |
li | links |
re | rechts |
MM | Maschenmarkierer |
Fischgrätmuster in Reihen stricken
Eine beliebige Maschenzahl anschlagen. Und, wie bereits beschrieben, wird das Muster nur über zwei Reihen bzw. Runden (siehe Fischgrätmuster in Runden stricken) gearbeitet. Doch mit welcher Reihe beginnen?
Die Arbeit kann direkt auf der Vorderseite mit der Reihe 1 begonnen werden. Wer jedoch lieber die kleinen Wellen statt der kleinen Knötchen des Anschlages auf der Vorderseite hat, beginnt das Muster mit einer Rückreihe.
Reihe 1 – Hinreihe
2 M re verschränkt zusammenstricken (dazu in die hinteren Maschenglieder einstechen),
dabei die beiden Maschen noch auf der linken Nadel lassen
und nur die erste Masche von der linken Nadel gleiten lassen.
*Die verbleibende zweite Masche mit der nächsten Masche wieder re verschränkt zusammenstricken,
und wieder nur die erste Masche von der linken Nadel gleiten lassen.*
Hinweis: nach ein wenig Übung wird das fast zu einem Arbeitsschritt und man kann durch geschicktes Ziehen, die erste Masche gleich direkt nach dem Zusammenstricken runtergleiten lassen und das Stricken wird dann schneller. Gilt auch für die Rückreihe und das Rundenstricken.
Zwischen * und * fortlaufend wiederholen, bis zum Ende der Reihe, bis sich nur noch 1 M auf der linken Nadel befindet. Diese Masche einfach abheben und die Arbeit wenden.
Reihe 2 – Rückreihe
2 M li zusammenstricken,
dabei die beiden Maschen noch auf der linken Nadel lassen
und nur die erste Masche von der linken Nadel gleiten lassen.
*Die verbleibende zweite Masche mit der nächsten Masche wieder li zusammenstricken,
und wieder nur die erste Masche von der linken Nadel gleiten lassen.*
Zwischen * und * fortlaufend wiederholen, bis zum Ende der Reihe, bis sich nur noch 1 M auf der linken Nadel befindet. Diese Masche einfach abheben und die Arbeit wenden.
Randmaschen beim Fischgrätmuster-Stricken
Was die Randmaschen angeht, so haben alle ihre eigene Philosophie und es kommt natürlich auch darauf an, ob es ein “freistehendes” Objekt werden soll und die Ränder offen gezeigt werden (wie bei einem Topflappen, Schal oder einer Decke), oder ob das Fischgrat-Teil zusammen- oder irgendwo eingenäht werden soll.
Alternativ kann man die letzte Masche der Hinreihe normal rechts und die letzte Masche der Rückreihe normal links abstricken und auch noch an jeder Seite eine zusätzliche Randmasche anfügen, die beispielsweise immer rechts gestrickt wird.
Abketten
Enden mit einer Hinreihe, denn das Abketten erfolgt im Muster der Rückreihe. Dabei geht man wie folgt vor:
2 M li zusammenstricken und nur die erste Masche von der linken Nadel gleiten lassen.
*Noch einmal 2 M li zusammenstricken und nur die erste Masche von der linken Nadel gleiten lassen.
Jetzt hat man zwei Maschen auf der rechten Nadel und kann die erste über die zweite ziehen (abketten).*
Zwischen * und * fortlaufend wiederholen, bis zum Ende, bis sich nur noch eine Masche auf der linken Nadel befindet. Dann das Garn abschneiden und durch die verbleibende Masche ziehen.
Fischgrätmuster in Runden stricken
Dieses voluminöse Muster in Runden zu stricken, ist eine tolle Sache, weil man dadurch eine dicke Naht vermeidet. Möchte man zum Beispiel einen Loop anfertigen, bei dem das Muster der Vorderseite über die gesamte Breite quer verlaufen soll, ist es vorteilhaft, gleich die Nadelarbeit in Runden zu machen.
Das einzig Knifflige am Anfang ist, die anzuschlagende Maschenzahl festzulegen. Auch wenn man Maschenproben nicht mag, bei solch’ einem Projekt sind sie sehr hilfreich. Und damit der Kuschelfaktor am Hals stimmt, eventuell gleich zwei Proben mit verschiedenen Nadelstärken anfertigen, denn je größer – je kuschliger.
Auch beim Fischgrätmuster-in-Runden-stricken ist es völlig egal, ob eine gerade oder ungerade Maschenzahl angeschlagen wird.
Vorbereitung
Aufpassen, dass sich die angeschlagenen Maschen auf der Rundnadel nicht verdrehen. Man schließt die Runde, indem man die zuletzt aufgenommene Masche von der rechten auf die linke Nadel hebt, sodass sie neben der ersten aufgenommenen Masche liegt. Praktisch hat man so schon die Runde geschlossen.
Jetzt einen MM auf die rechte Nadel setzen.
Runde 1
2 M re zusammenstricken (nicht li, wie beim Fischgrätmuster-in-Reihen-stricken)
dabei die beiden Maschen noch auf der linken Nadel lassen
und nur die erste Masche von der linken Nadel gleiten lassen.
*Die verbleibende zweite Masche mit der nächsten Masche wieder re zusammenstricken,
und nur wieder die erste Masche von der linken Nadel gleiten lassen.*
Zwischen * und * fortlaufend wiederholen, bis zum Ende der Runde, bis nur noch 1 M vor dem MM ist.
Nun den MM links abnehmen und auf die rechte Nadel setzen.
Noch einmal 2 M re zusammenstricken und die erste Masche von der Nadel gleiten lassen.
Die 2. Masche (die sich noch auf der linken Nadel befindet) muss nun umgedreht werden und
statt der von rechts kommenden Faden, muss der von links kommende Faden oben liegen
(also linksherum drehen, gegen den Uhrzeigersinn)
und die zweite Runde beginnt.
Runde 2
(Entspricht der Hinreihe beim Reihenstricken und wird genauso gestrickt.)
Beginnen mit der umgedrehten Masche und der nächsten M:
2 M re verschränkt zusammenstricken (in die hinteren Maschenglieder einstechen),
dabei die beiden Maschen noch auf der linken Nadel lassen
und nur die erste Masche von der linken Nadel gleiten lassen.
*Die verbleibende zweite Masche mit der nächsten Masche wieder re verschränkt zusammenstricken,
und nur die erste Masche von der linken Nadel gleiten lassen.*
Zwischen * und * fortlaufend wiederholen, bis zum Ende, bis nur noch eine Masche vor dem MM ist.
Nun den MM links abnehmen und auf die rechte Nadel setzen.
Noch einmal 2 M re verschränkt zusammenstricken und die erste Masche von der linken Nadel gleiten lassen.
Nun muss wieder die 2. Masche, die auf der linken Nadel geblieben ist, umgedreht werden.
Dieses Mal so, dass der von links kommende Faden im Uhrzeigersinn, rechtsherum gedreht wird, damit der von rechts kommende Faden oben liegt, also genau umgekehrt, wie in der vorherigen Reihe.
Und es beginnt wieder die erste Runde.
Runde 1 und Runde 2 fortlaufend wiederholen, bis die gewünschte Höhe (beziehungsweise Breite eines Loops) erreicht ist.
Wer lieber zuschauend lernt, kann einmal hier klicken und sich das Erklär-Video zum Fischgrätmuster-in-Runden-stricken von Drop-Design anschauen.
Abketten
Das Abketten erfolgt im Muster wie oben bei “Fischgrätmuster in Reihen stricken” beschrieben, hier jedoch im jeweiligen Rundenmuster, in dem man abschließen möchte.
Abketten, bis zwei Maschen verbleiben, eine auf der linken und eine auf der rechten Nadel. Diese beiden re oder re verschränkt (je nachdem in welcher Runde man ist) zusammenstricken und die erste Masche wie immer von der linken Nadel schieben. Dann das Garn abschneiden und durch die verbleibende Masche ziehen.
Jeweils Faden vom Ende und vom Anfang vernähen und fertig.
Passende Garne zum Fischgrätmuster-Stricken
Am besten wirkt das Muster mit dicken Garnen, am allerbesten mit einem schönen Dochtgarn in der Garnstärke Chunky (100-130 m auf 100 g); damit wird das Muster wunderbar plastisch und man ist zudem bald fertig. Das ist besonders wichtig für Beginner beim Handarbeiten und Fischgrät-Stricken, man hat viel schneller ein Erfolgserlebnis, das zum Weitermachen motiviert.
In jedem Fall sollte das Garn voluminös sein und mindestens die Stärke Worsted oder Aran (mit einer Lauflänge zwischen 120 und 240 Metern auf 100 g) genommen werden. Eben, weil durch das Querlegen der Maschen das gesamte Gestrick zusammengezogen und praktisch doppelt so dick wird, wie glatt rechts Gestricktes, passt diese Verarbeitung zu winterlichen Accessoires und Dekorationen und darum auch zu dicken, flauschigen Garnen.
Neben einfarbigem Garn stehen dem Fischgrätlook auch Garne mit leichtem Ombré-Effekt oder tweediger Anmutung. Ganz toll wirkt auch Gesprenkeltes oder Wolle mit Farbverlauf. Nur sollten alle Garne eher gleichmäßig oder nur leicht uneben sein. Bei zu „unruhiger“ Fadenstruktur, wie zum Beispiel bei Bouclé- oder Fransengarn, geht das Muster unter. Aber Air-Garne passen wieder super gut, denn diese Wollen lassen das Muster schön plastisch hervortreten und sind dabei federleicht.
Garnverbrauch beim Fischgrät-Stricken
Der Garnverbrauch hängt immer vom Projekt ab und kann darum nicht generell angegeben werden. Damit man ein Gefühl für die Unterschiede bekommt, hier ein Beispiel für das Fischgrätmuster in Reihen-Stricken mit einer Wolle mit 100 Metern Lauflänge auf 50 Gramm. Die empfohlene Nadelstärke zur Verarbeitung dieses Garns liegt bei 5 bis 6.
- Maschenprobe 1 (links)
20 Maschen im Fischgrätenmuster mit Nadeln Nr. 8 (also 2mm größer) - Maschenprobe 2(rechts)
20 Maschen im Fischgrätmuster mit Nadeln Nr. 6 (empfohlene Stärke)
Im folgenden Bild sieht man deutlich den Unterschied beim Garnvebrauch: die beiden Strickstücke wurden mit der für die Wolle empfohlenen Nadelstäre vom 6mm gestrickt. Doch das glatt rechts gestrickte Stück ist mit derselben Maschenanzahl um einige Zentimeter breiter als das Fischgrät-Stück.
Geeignete Projekte für das Muster
Neben den Maßen der Strickproben, ist zu bedenken, dass die Anmutung von glatt Rechts und dem voluminösen Fischgrätmuster eine völlig andere ist, letzteres wird in jedem Fall steifer und dicker.
Bei dieser Technik legen sich die Fäden so übereinander, dass eine Art Dreidimensionalität entsteht. Das hält schön warm und wird mit dem richtigen Garn und einer nicht zu kleinen Nadelstärke ganz weich. Was sind also die besten Anwendungsmöglichkeiten?
Dekorationen und Accessoires für ein gemütliches Wohlfühl-Zuhause
Das Zuhause für sich und seine Familie zum Wohlfühlort zu machen, ist zu jeder Jahreszeit angesagt. Wer Teppiche mag oder dafür sorgen will, dass es die Kinder beim Spielen bequem und gemütlich haben, macht sich einen dicken Teppich in den zur Einrichtung passenden Farben.
Aus etwas weniger dicken Garnen entstehen wundervollen Babydecken oder auch Plaids für sich selbst. Kissen lassen sich mit einer neuen Hülle aus dem Fischgrätmuster nicht nur aufwerten sondern sie werden gleich noch viel weicher.
Besonders schön für das saisonale Dekorieren ist es, Vasen und anderen Gefäßen eine kuschlige Umkleidung zu geben. Solche kleinen Accessoires können auch ein wundervolles Geschenk, Mitbringsel oder eine Spende für den Wohltätigkeitsbasar sein: Einfach über das Jahr ein paar schöne Flaschen und Gläser sammeln, sie mit einem Fischgrätmusterkleid aufpeppen und beim Verschenken eine Blume, Pflanze oder Kräuter hineinstellen. So etwas macht jedem Freude.
Extratipp: Mit dem Verlauf spielen und die Rippen (Gräten) einmal quer und einmal längst (Fischgrätmuster in Reihen stricken und dann die Anschlags- und Abkettkante zusammennähen) anordnen.
Das Smartphone im Winter noch smarter machen
Ideal macht es sich auch für Smartphone-Hüllen oder Taschen für das Tablet oder den Laptop, weil das Dreidimensionale wie ein Polster wirkt und die technischen Geräte vor dem ein oder anderen Anecken schützt. Im Winter hält es zusätzlich die Kälte ab und lässt das Akku länger halten.
Sich selbst verschönern
Doch auch wir können uns verschönern, zum Beispiel mit einem Loop (Schlauchschal), Schal oder mit Stulpen. Das Muster eignet sich hervorragend für einen Cowl für Männer, die es lieber kernig mögen und für alle, die ihren Hals gerne bedecken, weil durch das feste Gestrick der Schal oder Loop nicht zusammenrutscht. Zudem wärmt es schön, da sich in diesem fast wie gewebten Gestrick viel Luft befindet.
Fischgrätmuster – Was ist das eigentlich?
Oft werden ganz verschiedene Muster als Fischgrätmuster bezeichnet und das kann manches Mal verwirrend sein. Bei vielen handelt es sich einfach nur um ein Zick-Zack-Muster, das sich vertikal von der Anschlagskante aus entwickelt, entweder mit einfachen Rechts-Links-Maschen oder mit gleichmäßigen Ab- und Zunahmen, sodass sich auch an der Kante Zacken bilden.
Wir haben uns hier auf das sogenannte, seitliche oder quergestrickte Fischgrätmuster (im Englischen: Sideways oder Horizontal Herringbone) konzentriert, das in der Optik sehr nah an die originale Webvariante herankommt.
Grobes Schema eines Fischgrätmusterverlaufs bei Webstoffen:
Grobes Schema der Vorderseite des gestrickten horizontalen Fischgrätmusters:
Beim originalen Fischgrätmuster-stricken entstehen die „Gräten“ oder „Zacken“ also quer, immer aus jeweils einer Hin- und einer Rückreihe beziehungsweise aus je zwei Runden. Jetzt versteht man auch, wieso es oft den Zusatz ‚horizontal‘ bekommt. Manche sagen dazu auch Tannennadelmuster, weil die Tannennadeln quer vom Zweig abstehen, wie die Gräten am Rückgrat des Fischs.
Fazit zur Fischgrätmuster-Strickanleitung
Das Wunderbare am Fischgrätmuster ist, dass es nur über zwei Reihen geht und so kann man sich die Anleitung sehr schnell merken. Der kleine Malus: Geduld ist gefragt und ein genaues Hinschauen. Das kann ablenken, wenn man nach einem harten Tag einfach nur auf der Couch mit etwas Easy-Knitting entspannen und dabei seine Lieblingsserie schauen will. Es kann aber auch von Vorteil sein, sich voll und ganz auf die Maschen zum Auf-der-Nadel-lassen und Runtergleiten (siehe unter Fischgrätmuster stricken – Anleitung) zu konzentrieren, so ein paar ärgerliche oder stressende Gedanken zu verbannen und den Kopf wieder frei zu bekommen.
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