Sie sind schlichte Klassiker, die trotzdem immer für einen Hingucker sorgen: Flechtmuster verleihen Strickstücken eine zeitlose Eleganz und können mit etwas Übung auch von Einsteigern recht schnell erlernt werden. Strukturbedingt eher fester, eignen sie sich auch sehr gut für Bündchen oder als farbige Applikation auf einem unifarbenen Strickstück. In diesem Artikel beantworten wir alle wichtigen Fragen rund um das Thema Flechtmuster und zeigen anhand einiger Beispiele, wie die verschiedenen Variationen gestrickt werden.
Inhaltsverzeichnis
Für welche Projekte eignet sich ein Flechtmuster?
Das Flechtmuster ist ein sehr einfaches Muster, das eine elegante Optik bietet und besonders bei Kleidungsstücken, wie beispielsweise
- Mützen
- Pullover
- Jacken
- Schals
- Westen
- Stulpen
für eine schöne Abwechslung sorgt. Als Verzierung oder Bündchen gearbeitet setzt es bei großflächigen Projekten ansprechende Akzente. Aber auch Heimtextilien wie Kissenbezüge, Körbe oder Tischsets bekommen durch ein Flechtmuster einen besonders charakteristischen Look.
Welche Grundtechniken sollte man beherrschen?
Das einfache Flechtmuster besteht ausschließlich aus rechten und linken Maschen, die im Wechsel gestrickt werden. Für unsere Beispielanleitungen sollten außerdem die folgenden Grundlagen beherrscht werden:
- Maschen anschlagen
- Umschläge bilden
- Maschen abheben
Anleitung zum Stricken eines einfachen Flechtmusters
Flechtmuster können sowohl in Reihen als auch in Runden (z.B. auf einer Rundnadel oder einem Nadelspiel) gestrickt werden. Hinsichtlich des Materials gibt es keine Beschränkungen, da die Struktur aber eher fest ist, sollte prinzipiell mit größeren Nadeln (ein bis eineinhalb Nadelstärken größer) gearbeitet werden, als in der Anleitung oder auf dem Knäuel angegeben ist. So behält das Strickstück trotz seiner Festigkeit am Ende eine gewisse Lockerheit.
Um ein sauberes Flechtmuster zu bilden wird immer ein Mustersatz, der sogenannte Rapport, auf die sich wiederholenden Maschengruppe und Reihen (Höhenrapport) angewendet. Dieser gibt die Anzahl der Maschen an, die für den Aufbau der Flechtstruktur benötigt wird.
- Anschlag: Maschenzahl muss durch 9 teilbar sein + 6 zusätzliche Maschen + 2 Randmaschen (eine vorne, eine hinten)
- Reihe 1: eine Randmasche stricken, *6 Maschen links und 3 Maschen rechts stricken*, * bis zum Ende der Reihe wiederholen, eine Randmasche stricken, Arbeit wenden
- Reihe 2: eine Randmasche stricken, alle weiteren Maschen abstricken, wie sie erscheinen (rechte Maschen rechts stricken, linke Maschen links stricken), eine Randmasche stricken, Arbeit wenden
- Reihe 3: wie Reihe 1 stricken
- Reihe 4: wie Reihe 2 stricken
- Reihe 5: wie Reihe 1 stricken
- Reihe 6: wie Reihe 2 stricken
- Reihe 7: eine Randmasche stricken, *6 Maschen rechts und 3 Maschen links stricken*, * bis zum Ende der Reihe wiederholen, eine Randmasche stricken, Arbeit wenden
- Reihe 8: eine Randmasche stricken, alle weiteren Maschen abstricken, wie sie erscheinen (rechte Maschen rechts stricken, linke Maschen links stricken), eine Randmasche stricken, Arbeit wenden
- Reihe 9: wie Reihe 7 stricken
- Reihe 10: wie Reihe 8 stricken
- Reihe 11: Muster in der ersten Reihe wieder aufnehmen
- Die oben genannten Schritte ab Reihe 1 wiederholen, bis das Strickstück die gewünschte Größe erreicht hat.
Flechtmuster Variation
Bei diesem einfachen Flechtmuster-Beispiel wird das Muster lediglich über zwei Reihen fortlaufend gestrickt und mit Umschlägen gearbeitet. So entsteht eine kleine Wabenstruktur, die bei glatten oder glänzenden Garnen besonders gut zur Geltung kommt.
- Anschlag: gerade Maschenzahl + 2 Randmaschen (eine vorne, eine hinten)
- Reihe 1: eine Randmasche stricken, *die zweite Masche rechts stricken, dabei den Faden zweimal um die rechte Nadel schlingen. Anschließend die erste Masche normal rechts abstricken und beide Maschen von der linken Nadel gleiten lassen. *Bis zum Ende der Reihe wiederholen, eine Randmasche stricken, Arbeit wenden
- Reihe 2: eine Randmasche stricken, *eine Masche links abheben (zum Verschieben), die zweite Masche links stricken (in der vorherigen Reihe hat diese Masche nicht zwei Umschläge), dabei den Faden zweimal um die rechte Nadel schlingen. Anschließend die erste Masche links abstricken und beide Maschen von der linken Nadel gleiten lassen.* Bis zum Ende der Reihe wiederholen, eine Randmasche stricken, Arbeit wenden
- Die oben genannten Schritte ab Reihe 1 wiederholen, bis das Strickstück die gewünschte Größe erreicht hat.
Bitte beachten: Der Flechteffekt kommt erst durch Dämpfen oder Anfeuchten und aufgespanntes Trocknen zu Stande.
Weitere Abwandlungen des Flechtmusters
Eine besondere Form des Flechtmusters ist das sogenannte Entrelac (franz. „verweben“). Dabei handelt es sich um eine Technik, bei der das Strickstück eine besondere Flechtstruktur erhält, die aussieht, als wären mehrere gestrickte Streifen miteinander verwoben worden. In Wirklichkeit wird jedoch „am Stück“ gestrickt. Auch spannende 3D-Effekte lassen sich mit Entrelac realisieren. Es ist allerdings viel aufwändiger und komplexer als andere Stricktechniken und erfordert gerade von Einsteigern einiges an Übung, um es richtig zu beherrschen.
Tipps und Tricks für das Stricken eines Flechtmusters
- Um einen Überblick über den ungefähren Garnverbrauch zu bekommen, sollte vor Beginn des Flechtmuster-Projektes immer eine Maschenprobe gemacht werden. Dafür wird ein 10 cm x 10 cm großes Strickstück (im einfachen Flechtmuster ca. 8 Maschen mit 10 Reihen) aus der gewählten Wolle erstellt und anhand dessen ermittelt, wie viele Maschen einen Zentimeter ergeben. Anschließend kann der Garnverbrauch entsprechend hochgerechnet werden.
- Bei vielen Flechtmuster-Varianten ist auch die Rückseite optisch ansprechend, daher können Kleidungsstücke wie Mützen, Pullover oder Beanies beidseitig getragen werden.
- Flechtmuster können auch zwei- oder mehrfarbig gestrickt werden, dadurch wird der Flechteffekt noch mehr betont.
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